Die Geschichte des Schützenvereins

Die Anfänge: Das Schützen-Korps

Bereits zur Mitte des 18. Jahrhunderts gab es ein Schützen-Korps in Essentho. Schützenfeste wurden zu dieser Zeit noch nicht veranstaltet, man begleitete allerdings die drei wichtigen Prozessionen des Ortes. Möglicherweise entstand das Schützen-Korps aus Veteranen des Siebenjährigen Krieges (1756 – 1763) oder im Zuge des Krieges aus Gründen des Heimatschutzes. Beleg für die Existenz eines solchen Schützen-Korps zu jener Zeit liefert ein Zeitungsartikel des Sauerländischen Anzeigers vom Mittwoch, den 31. Juli 1862, in dem es heißt:

[…] Gestern und vorgestern, den 13. und 14. d. M., fand nach einem mehr, denn hundertjährigen Bestehen des hiesigen Schützen Korps, welches bisher alljährlich blos die drei Hauptprozessionen hiesigen Ortes begleitete, das erste Schützenfest statt. […]

Offizielle Gründung 1861 & erstes Schützenfest

Der Schützenverein wurde mit der Niederschrift der Statuten am 11. Dezember 1861 gegründet. Unter § 1 steht dort geschrieben:

„Der Schützenverein bezweckt einen wohlwollenden Gemeinsinn für Ehre und honettes Betragen unter den Männern der Gemeinde Essentho zu befördern, so wie ihre dankbare Anhänglichkeit an Sr Majestät den König, den vielgeliebten Landesvater und an das gemeinsame Preußische Vaterland an den Tag zu legen, zugleich aber auch thätige Hilfleistung bei Feuersbrünsten und sonstigen gemeinsamen Gefahren.“

Bei der Gründungsversammlung traten 66 Einwohner dem Schützenverein bei. Der Beitrag betrug in den ersten Jahren 1 Taler und 7,5 Silbergroschen, was ungefähr zweieinhalb Tageslöhnen entsprach. Zum ersten Vorstand des Vereins gehörten Heinrich Igel, Johann Igel, Anton Rohm, Heinrich Lange, Hermann Henneke, Joseph Tuschen, Joseph Hahne, Friedrich Fattmann, Karl Bartscher und Joseph Wegener.

In den Statuten sind unter § 17 auch die Uniformen der Offiziere, Feldwebel und Unteroffiziere beschrieben:

„Der Oberist trägt im Dienste einen dreieckigen Hut mit Federn, schwarzen Leibrock mit goldenen Exauletts, einer blau und weißen Scherpe über die Schulter und einen Degen mit goldenen Portepee. Der Adjudant trägt dieselbe Uniform, jedoch ohne Exauletts. Der Major desgleichen. Der Kapitain und die übrigen Offiziere tragen ebenfalls dreieckige Hüte und Scherpen wie der Major und auch der Fähnerich und Feldwebel. Die Unteroffiziere tragen keine Säbel dagegen das Gewehr wie beim Militair und außerdem eine blau und weiße Binde um den linken Arm. Die Schützen tragen einen runden Hut mit der National-Cocarde mit grünen Bande und Eichenlaub, dunkeln Rock und weiße Beinkleider. Die Waffe derselben ist ein Gewehr.“

Wie oben im Zeitungsartikel beschrieben, fand das erste Schützenfest am 13. und 14. Juli des Jahres 1862 statt. Eine Schützenhalle gab es damals noch nicht, es musste ein Festzelt angemietet und ein Tanzboden verlegt werden. Als Schützenplatz wurde der Platz links neben der Antonius-Kapelle ausgewählt (dort wo es heute zur Pfarrer-Willmes-Straße hineingeht). Zwar wurden beim ersten Schützenfest 110 Taler eingenommen, doch die Ausgaben betrugen 117 Taler, was nicht zuletzt auf die Miete für Zelt und Errichtung des Tanzbodens zurückzuführen war.

Erster Schützenkönig wurde dann Karl Bartscher, Mitglied des Vorstands.

Die Zeit der ersten Schützenhalle

Die ersten 25 Jahre wurden die jährlichen Schützenfeste in angemieteten Zelten gefeiert. Dies änderte sich 1887, als die erste feste Schützenhalle in Holzbauweise errichtet wurde. Beim Richtfest wurden zehn Liter Schnaps, 61 Liter Bier und 41 Flaschen Bier getrunken. Später wurde die Schützenhalle noch um eine Musikbühne, die sich drei Meter über dem Tanzboden befand, erweitert.

Die Regelmäßigkeit der jährlichen Schützenfeste wurde immer wieder durch Kriege, Missernten und andere Katastrophen unterbrochen. 1866 und 1870 fanden keine Schützenfeste statt, möglicherweise wegen der zu der Zeit stattfindenden Kriege. Von den 16 Essenthoer Männern, die im deutsch-französischen Krieg 1870/71kämpften, kehrten zwei nicht zurück (siehe Seite zum Ehrennmal).

1873 und 1874 wurde ebenfalls kein Schützenfest gefeiert, wohl wegen der Feuersbrunst von 1873 in Essentho, der 14 Wohnhäuser zum Opfer fielen, unter anderem auch das Pastorat. Warum das Schützenfest 1877 nicht stattfand, darüber findet sich in der Essenthoer Chronik kein Hinweis. 1892 fiel das Schützenfest erneut aus, in diesem Jahr gab es erneut eine Feuersbrunst, der innerhalb einer halben Stunde 24 Häuser zum Opfer fielen. 140 Menschen aus 23 Familien wurden obdachlos.

Durch eine Missernte im Jahr 1912 fand abermals kein Schützenfest statt. Warum im Jahr 1913 kein Schützenfest gefeiert wurde, darüber geben die Chroniken keine Auskunft.

Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit

1914 brach der Erste Weltkrieg aus, der bis ins Jahr 1918 andauerte. 133 Essenthoer waren zu den Waffen gerufen, 27 von ihnen fielen oder waren vermisst. Unter den Vermissten war auch Josef Kruse, der seit 1897 1. Vorsitzender des Vereins war.

1919 wurde unter dem neuen 1. Vorsitzenden Bernhard Hüwel wieder ein Schützenfest gefeiert. Bernhard Hüwel führte den Verein schließlich 36 Jahre als 1. Vorsitzender und war insgesamt 54 Jahre im Vorstand tätig.

In der Zwischenkriegszeit fielen nur zwei Schützenfeste aus: 1923 wegen der Inflation und 1938 wegen einer Viehseuche. Letzter Schützenkönig vor dem Zweiten Weltkrieg wurde 1939 Anton Bartmann.

Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit

In den Jahren 1940 bis 1946 fand kein Schützenfest statt. Über 150 Essenthoer wurden einberufen, zum Ende des Kriegs auch in den „Volkssturm“. 42 Essenthoer, darunter teilweise junge Männer im Alter von gerade mal 17 Jahren, fielen diesem Krieg zum Opfer.

Als 1947 das erste Nachkriegs-Schützenfest gefeiert wurde, befand sich der amtierende König Anton Bartmann noch in Gefangenschaft. Weil es noch keinen Vizekönig gab, der ihn hätte vertreten können, marschierte sein Bruder Norbert Bartmann an seiner Stelle mit. Das erste Schützenfest nach dem Krieg war in vielerlei Hinsicht ein besonderes: Beim Vogelschießen durften aufgrund alliierter Auflagen keine Gewehre benutzt werden, weshalb der Vogel mit Holzkeulen abgeworfen werden musste. Laut eines Zeitzeugenberichts war die Stimmung zu Beginn des Schützenfestes alles andere als ausgelassen, so dass der Festwirt um seine Einnahmen fürchtete. Also steckte dieser dem Ersatzkönig 50 Mark zu, um den Leuten einen auszugeben. Als die Getränke dann endlich flossen, kam auch das Fest in Schwung. Eine Festmusik gab es bei diesem Schützenfest übrigens auch nicht und so half man sich mit einem „Schifferklavier“ (Ziehharmonika) aus. Erster Schützenkönig nach dem Krieg wurde dann Heinrich Menneken.

Ebenfalls 1947 wurde die Satzung des Schützenvereins grundlegend geändert und dabei als Name „St. Sebastianus-Schützenbruderschaft zum hl. Antonius 1861“ festgelegt. 1957 gab es eine erneute Änderung des Namens in „Schützenverein zum hl. Antonius 1861“. Dieser Name hat bis heute Bestand.

Im Jahr 1958 wurde das erste Kreisschützenfest des Kreises Büren in Bleiwäsche gefeiert. Bis heute hat sich das Kreisschützenfest erhalten und ist mittlerweile das größte Schützenfest im gesamten Altkreis mit bis zu 30.000 Besuchern.

1959 gab es eine Neuerung im Schützenverein Essentho: Nach dem Vogel wurde auch eine Holzfigur – genannt „Geck“ – abgeschossen und somit ein „Geckkönig“ ermittelt. Heute wird der Geckkönig „Vizekönig“ genannt. Erster Geckkönig wurde damals Dieter Rölleke. Alle weiteren Geck- bzw. Vizekönige finden sich in der Liste der Vizekönige.

Die neue Schützenhalle, Stadt- und Kreiskönige

Anfang der 1970er Jahre hatte die alte Holz-Schützenhalle – nicht zuletzt weil sie zu einer Seite offen war und die Besucher das Gefühl hatten, „im Wald zu sitzen“ – ausgedient, und so wurde 1975 die neue Schützenhalle eingeweiht. Der Ort der alten Schützenhalle blieb im Volksmund noch lange als „Schützenplatz“ erhalten. Heute stehen dort Wohnhäuser.

Als 1975 die kommunale Neugliederung in Kraft trat und Essentho nun zur Stadt Marsberg gehörte, kam die Idee auf, die Freundschaft der Marsberger Gemeinden untereinander mittels eines Stadtschützenfestes zu fördern. 1976 fand das erste Stadtschützenfest in Meerhof statt, bei dem unter allen Marsberger Königen ein Stadtschützenkönig ermittelt wurde. Erster Essenthoer Stadtschützenkönig wurde 1982 Ernst Schmoranzer, der beim Stadtschützenfest in Bredelar den Stadtvogel abschoss. Ihm folgten 1999 Frank Luis, 2007 Stefan Wegener und zuletzt 2013 Hubertus Schwarz.

Ebenfalls 1976 fand das erste Kinderschützenfest in Essentho statt. Wie bei den Großen sollte es einen König mit Königin und einen Vizekönig geben. Der Schützennachwuchs schießt dabei allerdings nicht mit Gewehren auf einen Holzvogel, sondern es wird mit Dartpfeilen auf Luftballons, an denen ein Holzvogel befestigt ist, geworfen. Mittlerweile hat sich das Kinderschützenfest in Essentho etabliert und lockt Eltern und Kinder über die Dorfgrenzen hinweg an.

1985 schoss der Essenthoer König Gerd Haiduck beim Kreisschützenfest in Blankenrode den Vogel ab und wurde damit erster Essenthoer Kreisschützenkönig. Das Kreisschützenfest 1986 wurde in zwei großen Festzelten hinter der neuen Schützenhalle gefeiert. 23.000 Besucher, 49 Vereine mit fast 4.000 Schützen und 38 Kapellen waren dabei zu Gast in Essentho.

2011 wurde in Essentho das 150-jährige Bestehen des Schützenvereins gefeiert und dabei der zweite Kaiser in der Geschichte des Schützenvereins unter allen Essenthoer Königen ausgeschossen. 1986 hatte Franz-Josef Dreier die Kaiserwürde errungen, beim Jubiläumsschützenfest wurde er von Dietmar Klenner abgelöst.

Beim Kreisschützenschützenfest 2014 gelang es schließlich Helmut Kruse, den Kreisvogel abzuschießen und sich zum Kreisschützenkönig zu küren.
2015 fand das Kreisschützenfest des Altkreises Büren zum nunmehr zweiten Mal in Essentho statt. Das Kreisschützenfest hatte in der Zwischenzeit ganz andere Dimensionen angenommen. Auf einer eigens angemieteten Wiese gegenüber des Feuerwehrhauses wurde der Boden für sechs große Festzelte bereitet, ein Zugangsweg für Vereine, Schützen und Gäste mit Pflastersteinen angelegt und auch sonst wurde das ganze Dorf 12 Monate lang auf die große Feier, auf die der gesamte Altkreis Büren blicken sollte, vorbereitet. Leider machten unwetterartige Regenfälle am Wochenende des Kreisschützenfestes der Open-Air-Party einen Strich durch die Rechnung. Trotzdem wurde in den Zelten gefeiert, bis man die Luft geradezu schneiden konnte.

Mit Fahnen und Musik gegen Corona

Nachdem man 73 Jahre lang Jahr für Jahr das Schützenfest feiern konnte, war es 2020 wieder soweit, dass ein Schützenfest ausfallen musste. Wegen der Corona-Pandemie fanden die Schützenfeste 2020 und 2021 nicht statt. Die Essenthoer hissten jedoch am Schützenfest-Wochenende trotzdem die Fahnen, Musiker zogen durch das Dorf und spielten Festmusik, um wenigstens etwas Flair zu verbreiten.

Nach zweijähriger Pause sollte es im Jahr 2022 endlich wieder ein Schützenfest geben. Um die Schützen aus dem Dornröschenschlaf zu holen, wurde das Jahr Ende April mit einem Kaiserschießen eingeläutet, bei dem der amtierende König Lukas Zieren neuer und damit dritter Kaiser in der Geschichte des Schützenvereins wurde. Traditionell am zweiten Wochenende im Juli fand dann endlich wieder das Essenthoer Schützenfest statt, neuer König nach der zweijährigen Pause wurde Nicolas Wegener.


Die 1. Vorsitzenden des Schützenvereins

seit 2018

Hubertus Schwarz
Oberst

2003 – 2018

Harald Weige
Oberst

1979 – 2003

Eberhard Banneyer
Oberst

1973 – 1979

Heinrich Hüwel
Oberst

1963 – 1973

Heinrich Banneyer
Hauptmann

1958 – 1963

Johann Banneyer
Hauptmann

1955 – 1958

Josef Hüwel
Hauptmann

1919 – 1955

Bernhard Hüwel
Hauptmann

1897 – 1919

Josef Kruse
Hauptmann

1861 – 1897

Heinrich Igel
Hauptmann